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Interview mit der Schülerzeitung „rheingelesen“

Wie fühlt es sich an, das Cover eines Buches zum Ersten mal zu sehen? Ich kann mir vorstellen, dass das ziemlich emotional sein kann – nimmt man dann vielleicht auch Kontakt zur/zum Illustrator*in auf?

Es ist ein unglaubliches Gefühl, das erste Mal das eigene Cover zu sehen! Ich habe die ersten Ausgaben – die allerersten waren das Leseexemplar von “Zimt & weg”, das vorab die Buchhändler*innen bekommen haben – gefühlt stundenlang gestreichelt. Bei der Illustratorin Inka Vigh habe ich mich danach noch sehr, sehr oft blumig bedankt, weil sie so gezaubert hat. Sie hat übrigens bisher alle meine Cover gestaltet.

Sowohl in der Zimtreihe als auch in den Glücksbüchern gibt es mehrere sehr innige Beziehungen zwischen den Figuren. Ist es da manchmal schwer das Alter nicht aus den Augen zu verlieren?

Ehrlich gesagt habe ich da nicht zu viel nachgedacht, sondern ganz nach Gefühl geschrieben. Und vielleicht hat es hinterher so gut gepasst, weil ich meine Figuren so bildlich vor Augen hattee, sie so genau kannte, dass sich das alles ganz natürlich gefügt hat.

Wie haben die beiden Reihen jeweils angefangen? Was war die Grundidee?

Bei Zimt kann ich es gar nicht mehr genau sagen – da war auf jeden Fall die Idee von dem starken Mutter-Tochter-Duo, dem B&B und der verrückten Familie. Und nach einem Gespräch mit meiner Agentin war dann plötzlich die Idee der Parallelweltsprünge geboren.
Bei Glück war es ein bisschen anders. Da habe ich mich selbst immer gefragt, wie es wohl wäre, wenn es jemanden gäbe, der einem seine Herzenswünsche erfüllen könnte. Zwar kann Lina nicht alle Wünsche erfüllen, aber doch einige, und weil ich natürlich am liebsten lustige Geschichten schreibe, durfte dabei natürlich auch nicht alles klappen… Dazu hatte ich gleichzeitg die Patchwork-Wohnung im Kopf und die Zwillinge.

Mit welcher deiner Hauptfiguren würdest du gerne mal einen Tag verbringen? Was würdest du sie gerne fragen?

Ich würde gerne mit Vicky und Lina gemeinsam einen Tag verbringen, das fände ich, glaube ich, ziemlich lustig! Und ich würde sie sehr genau über ihre Freunde ausfragen. ;-)

Wie fühlt es sich an Vicky nach solange Zeit jetzt richtig los zu lassen? (Viele nostalgische Zimtschnecken zum Abschied?)

Ja, der Abschied ist nicht ganz so einfach. Die letzten Kapitel von “Zimt – Für immer von Magie berührt” zu schreiben und dann später zu überarbeiten war jedes Mal wieder sehr emotional. Ich habe jedes einzelne Mal bei Kapitel 28 geheult. Aber dennoch fühle ich mich nicht ganz so schlecht, weil Vicky ja immer ein Teil von mir sein wird. Ich kann mir jeder Zeit ein neues Parallelwelt-Abenteuer ausdenken, und das wird in einem Jahr funktionieren und in fünf und in zehn Jahren auch.

Wie fühlt es sich an, einen richtig fiesen Cliianger zu schreiben? Schlechtes Gewissen oder Vorfreude auf die große Auflösung die dann ja nochmal mehr Wirkung hat?

So richtig fiese Cliffhanger habe ich noch gar nicht so oft geschrieben – die Epiloge der zweiten Staffel Zimt waren da die Ausnahme. Ich will ja normalerweise ganz lieb zu meinen Leser*innen sein und ihnen keinen Kummer zum Ende des Buches bereiten, aber bei der zweiten Staffel ging es leider nicht anders – und so ein bisschen Vorfreude schüren macht ja auch irgendwie Spaß!

Mir ist aufgefallen, das bei Lesungen immer eher spoilerfreie Stellen gelesen werden – damit im besten Fall möglichst viele Anwesende zum Lesen animiert werden, was natürlich Sinn ergibt. Aber ist es nicht schade, das so die emotionalsten und nachdrücklichsten Szenen meistens nicht bei Lesungen gelesen werden? Wie ist das überhaupt, suchst du dir die Szenen zum Lesen selbst aus? Wenn ja, wie?

Ja, ich suche tatsächlich selbst die Stellen aus, die ich bei Lesungen lese. Un dass ich dort eher unverfängliche Stellen lese liegt tatsächlich daran, dass der Erfahrung nach eher wenige Zuhörer*innen alle meine Bücher kennen, so dass ich sie immer spoilern würde. Meistens wähle ich Stellen aus, die möglichst in kurzer Zeit etwas über die Figuren und den Konflikt verraten. Bei Zimt sind das zum Beispiel ganz oft Parallelweltsprünge oder Szenen aus dem verrückten Familienleben.

Was war der schönste Moment auf einer Lesung an den du dich spontan erinnerst?

Uff, das ist schwer – da gab es so viele schöne Momente. Ich glaube, das größte Lob ist es, wenn hundert Sechst- und Siebtklässler ganz ruhig dasitzen und gebannt zuhören – das ist keine Selbstverständlichkeit.

Wie verbringst du deine Buchgeburtstage (wenn eines deiner Bücher rauskommt)? Wird gefeiert, erstmal ausgeruht oder etwa schon weiter geschrieben?

Buchgeburstage feiere ich leider selten so richtig gebührend – was daran liegt, dass ich dann ja immer schon am nächsten Projekt arbeite. Aber ich verbringe diese Tage sehr viel auf Social Media, freue mich über jeden Post, jede Erwähnung, antworte allen und genieße es einfach, in ganz engem Austausch mit meiner Community zu sein. Weil ich ja auch unglaublich neugierig bin, wie das Buch allen gefällt. ;)

Wie fühlt es sich an die eigenen Bücher als Hörbücher zu hören?

Ich liebe Hörbucher! Und ich bin total glücklich, dass es von jedem meiner Bücher eines gibt. Und ich verehre meine Sprecherin Christiane Marx und ihre Stimme, die sie Vicky und auch Lina geliehen hat.

Was ist die stressigste / angsteinflößendste Phase wenn ein neues Buch auf den Weg in die Welt gebracht wird?

Am stressigsten finde ich immer das Lektorat. Die erste Runde, wenn es nochmal ganz tief an den Inhalt geht, an die Konflikte, an das Plotgefüge. Wenn es hinterher wirklich stimmen muss. Das ist gedanklich am anstrengendsten, weil man immer sofort mitdenken muss, sobald man eine Sache ändert – was hat das für Konsequenzen, welche Szenen sind noch betroffen, woran muss ich noch denken? Vor allem mit den Parallelwelten war das alles gar nicht so einfach und viel “Kopfarbeit”.

Was ist die schönste Phase? Wann gibt es die meisten Glücksgefühle?

Die schönste Phase für mich ist das Plotten und das Schreiben der ersten Fassung. Wenn alles noch frisch und aufregend ist und man sich erlaubt, einfach loszuschreiben. Natürlich schreibe ich nie ohne Plan und habe die groben Meilensteine alle im Kopf, aber in dieser Phase ist alles leicht und erlaubt und spannend, weil man manchmal überhaupt nicht weiß, in welche Richtung sich eine Geschichte oder einzelne Figuren entwickeln. Und weil man weiß, dass man hinterher ja nochmal alles ändern kann.

Was machst du, wenn etwas nicht klappt- wenn eine Geschichte doch nicht so rund aufgeht wie gedacht, wenn sich der Dialog plötzlich doch irgendwie hölzern anfühlt (bzw. wie war das früher, als die Routine noch nicht so sehr da war wie jetzt)?

Wenn was nicht klappt oder der Schreibfluss stockt heißt das immer – zumindest bei mir – dass etwas mit dem Plot nicht in Ordnung ist. Dass es da irgendwo hakt, dass die Szene nicht richtig gewählt ist, die Perspektive nicht, oder Konflikte und Motivationen stärker herausgearbeitet werden müssen. Früher habe ich oft ewig an solchen Szenen gesessen, heute lasse ich dort eher eine Lücke, oder gehe direkt noch ein paar Schritte zurück ins Notizbuch und plane den Teil der Geschichte sofort nochmal neu.

Gibt es unter deinen bisher veröffentlichten Büchern ein Herzensbuch von dir? Eines, das sich beim schreiben so richtig besonders angefühlt hat?

Die Frage nach dem Lieblingsbuch ist so ähnlich wie die Frage nach dem Lieblingskind… :) Ich mag sie alle, und immer besonders das letzte, an dem ich gerade gearbeitet habe – weil ich es so gut kenne vielleicht.

Gibt es unter deinen Figuren (ja, allen) eine Herzensperson? Eine, die dich beim 
Schreiben immer wieder anlächelt und gute Laune macht?

Lina ist auf jeden Fall so jemand, und Tante Polly, und Theres aus Glück natürlich. :)

Welches Buch muss unbedingt jede:r gelesen haben (ausnahmsweise keines von deinen)?

Ich persönlich finde ja, dass jeder etwas aus dem Werk von Cornelia Funke kennen sollte – eine der größten Geschichtenerzählerinnen unserer Zeit.

Was möchtest du abschließend allen sagen, die selbst gerne schreiben und nicht ganz wissen, wohin mit diesem Hobby? Gibt es etwas, das dir geholfen hat, selbstbewusster mit dem eigenen Schreiben zu werden?

Einfach machen! Und Vertrauen in sich selbst haben. Das schreiben, was man selbst gerne liest, ganz viel in dem Genre lesen, das man schreiben möchte. Aufmerksam lesen, schauen, was einem an Lieblingsbüchern gefällt und was nicht. Mit offenen Augen durch die Welt gehen – und Spaß dabei haben! Sich nicht ärgern, wenn es beim Schreiben mal nicht klappt – Schreiben ist ein Marathon, kein Kurzstreckenlauf, und mit jedem Satz, mit jeder Seite wird es ein bisschen besser, wird man routinierter. Schreiben ist eine so wundervolle Sache, die man auf so viele Arten tun kann – und die man überall machen kann, man braucht nicht mal einen Computer. Für mich ist es 
immer wieder magisch, dass man nur mit Stift und Papier zaubern kann, wenn man die richtigen Worte findet.

Das Interview erschien zuerst in der Schülerzeitung „rheingelesen“ am 28. Mai 2023.